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Paris. Die Stadt der Liebe. Bei uns hieß es vor einigen Monaten: „Schatz, wir fahren nach Paris! Ich lauf dort einen Ultra.“ Oh je, was hat der Kerl denn schon wieder vor. Nach dem ich durch Holgers Erzählungen vom EcoTrail und eigenen Recherchen nur Gutes von diesem Lauf gehört habe und von den Bildern ziemlich beeindruckt war, beschloss ich, mich für diesen Lauf anzumelden. 80 km und 1500 Höhenmeter hieß die Herausforderung. Die Königsdistanz bei diesem Event. Aber bevor ich davon erzähle, wie der Lauf so war, was ich erlebt habe und welch einzigartiges Erlebnis ich in Paris hatte, kläre ich mal auf, was der EcoTrail
Name: EcoTrail Paris
Distanz / Höhenmeter: 80 km/1500 Höhenmeter
Weitere Distanzen: 45 km/900 Hm, 30 km/500 Hm, 18 km/400 Hm, 10 km/170 Hm
Nordic Walking: 18 km/400 Hm, 10 km/170 Hm
Website: https://ecotrailparis.com/
Bilder: Hasret Mutlu; Maindru Photo
Paris. Die Stadt der Liebe. Bei uns hieß es vor einigen Monaten: „Schatz, wir fahren nach Paris! Ich lauf dort einen Ultra.“ Oh je, was hat der Kerl denn schon wieder vor. Nach dem ich durch Holgers Erzählungen vom EcoTrail und eigenen Recherchen nur Gutes von diesem Lauf gehört habe und von den Bildern ziemlich beeindruckt war, beschloss ich, mich für diesen Lauf anzumelden. 80 km und 1500 Höhenmeter hieß die Herausforderung. Die Königsdistanz bei diesem Event. Aber bevor ich davon erzähle, wie der Lauf so war, was ich erlebt habe und welch einzigartiges Erlebnis ich in Paris hatte, kläre ich mal auf, was der EcoTrail überhaupt ist und was diese Veranstaltung besonders macht.
Der EcoTrail Paris ist ein urbaner Trail-Lauf. Wenn man an Paris denkt, denkt man nicht sofort an viel Natur oder gar Trails. Jedoch verläuft dieser Lauf mit all seinen Distanzen durch überwiegend naturnahe Wege von Paris. Um es in Zahlen auszudrücken: Die 80 km Strecke verläuft zu 92 % durch die Natur. Ich war schon vor dem Lauf total gespannt darauf, denn das hat man nicht alle Tage, dass man durch die Stadt läuft und dann derart viel Natur hat. Beim EcoTrail Paris läuft man sowohl bei der 80 km und 45 km als auch bei der 30 km Distanz von A nach B. Die Läuferinnen und Läufer starten außerhalb der Stadt und Ziel ist der wunderschöne Eiffelturm. Die kürzeren Distanzen von 18 km und 10 km starten am Observatoire de Paris und enden an der Seine. Die Idee für den EcoTrail entstand 2007 in Paris und die erste Ausgabe fand 2008 statt. Mittlerweile ist die Veranstaltung EcoTrail in einigen Städten in Europa und außerhalb unterwegs. Den EcoTrail gibt es in insgesamt 13 Städten und 10 davon sind in Europa (z. B. Valencia, Oslo, Funchal, Porto oder Stockholm). Eine Übersicht über alle Veranstaltungen findet ihr hier: https://www.ecotrail.com/
Das Konzept des EcoTrail Paris ist, die Stadt und die Region neu zu entdecken. Der EcoTrail steht für eine umweltbewusste Veranstaltung ein und setzt sich dafür ein, Trail-Läuferinnen und Trail-Läufern zu zeigen, dass es wichtig ist, die Natur im urbanen Umfeld und allgemein zu schützen.
Alle Läufe fanden an einem Samstag statt. Die Startunterlagen habe ich mir vom Veranstalter per Post zuschicken lassen. Das hat 10 Euro gekostet, war es mir aber wert. Jedoch gibt es nur ein begrenztes Kontingent dafür. Es gab 2000 Plätze für das Verschicken der Startunterlagen. Dreimal dürft ihr raten, wer den letzten Platz ergattert hat. Natürlich ich.
Auf dem Bild zu sehen ist die Startnummer, ein Band für die Abgabe eines Beutels am Start für das Ziel, vier Nadeln, ein Kärtchen mit einer Schnur für die Befestigung am Rucksack und eine Fahrkarte für den Regionalzug von Paris nach Saint Quentin en Yvelines (Start).
Bei internationalen Läufen und vor allem dann bei Ultra-Distanzen ist es meistens der Fall, dass man dem Veranstalter ein medizinisches Zertifikat vorlegen muss. Hier wird bestätigt, dass man gesundheitlich fit ist und dass es keine Bedenken gibt für eine Teilnahme. Dieses Zertifikat musste man digital hochladen, um überhaupt mitlaufen zu können. Erst wenn es genehmigt und hochgeladen ist, werden die Startunterlagen verschickt. Ansonsten muss man es bei der Abholung der Unterlagen vorzeigen. Hier kann man am besten seinen Hausarzt fragen oder ihr kennt jemanden, der Arzt ist und euch dies bedenkenlos unterschreiben kann. Generell war dieser Prozess ganz klar beschrieben und digital vom Veranstalter optimal gelöst. Als Info: Man kann die Startunterlagen 2 Tage vor dem Rennen auch vor Ort in einer Schule in der Nähe vom Eiffelturm abholen. Am Wettkampftag selbst werden keine Startunterlagen ausgegeben. Nach etwas Bürokratie und einer gewissen Planung später saßen wir dann Freitag ganz früh morgens im Auto nach Paris.
„Wir“ heißt meine bessere Hälfte und eine gute Freundin, die mich nach Paris als Support begleitet haben. Zu dritt sind wir mit dem Auto nach Paris gefahren. Von Köln aus fährt man gute 5 h. Es gibt auch die Möglichkeit mit dem Zug (Thalys) zu fahren. Hier rate ich aber jedem, so früh wie möglich zu buchen, um günstige Tickets zu bekommen. Wir hatten zu spät geschaut und mussten bei den Preisen pro Person etwas schlucken. Daher haben wir uns für das Auto entschieden. Freitagmittag kamen wir dann an unserem Hotel an und parkten das Auto in einem Parkhaus vom Hotel. 19 Euro pro Nacht ist schon nicht wenig, aber das Auto stand sicher in der Tiefgarage und Parkmöglichkeiten in der City sind rare Ware. Übernachtet haben wir in einem ibis budget Hotel, und zwar direkt an der Metro Station „Porte d´ Orleans”. Wirklich nicht viel Schnick Schnack und Luxus. Es war sauber, bequem und relativ zentral. 5 km vom Eiffelturm entfernt und direkte ÖPNV-Anbindung. In ca. 25 min waren wir direkt am Eiffelturm. Generell ist das Angebot an ÖPNV in Paris absolut klasse gewesen. Beispielsweise kostet ein One-Way Ticket in der Metro 1,90 Euro. Hier kann man dann in der Zone von Paris beliebig oft die Bahn wechseln. Sobald man aus der Station auscheckt, müsste man ein neues Ticket kaufen. Hier empfehle ich jedem die Mobilität-App „Ile de France Mobilites“ herunterzuladen. Für die Orientierung und das Nachschauen von Verbindungen war es optimal.
Das Wetter? Absolut genial. Keine Wolke, blauer Himmel und purer Sonnenstrahl. In uns allen breitete sich Freude aus: „Wir sind in Paris!“
Check-In ins Zimmer. Sachen abgelegt und dann ging es direkt in Richtung Eiffelturm. Wir fuhren mit der Metro in die Innenstadt. An dem Tag war es mir wichtig, nicht zu viel zu Fuß zu machen, da am nächsten Morgen der Lauf anstand. Wir aßen gemütlich Pasta zu Mittag, tranken einen Kaffee und genossen die Sonne. Zudem machten wir ein paar Fotos vor dem Eiffelturm. Meine Startnummer hatte ich auch mit, um vor dem Eiffelturm stolz zu posieren.
Eine Empfehlung ist auch in die Rue de Buenos Aires zu gehen. Von hier hat man mit den älteren und architektonisch schönen Gebäuden einen tollen Blickwinkel für ein Foto.
Die Preise für Essen und Trinken in Paris und vor allem in den umliegenden Kaffees am Eiffelturm sind nicht gerade günstig. Aber Croissants, Macarons oder ein französisches Frühstück sollte man sich auf alle Fälle gönnen.
Durch Paris fließt der Fluss Seine. Unmittelbar am Eiffelturm gibt es Schifftouren über die Seine. Eine Stunde die Stadt vom Wasser aus bewundern. Bei dem herrlichen Wetter taten wir dies auch. Wir zahlten pro Ticket ca. 19 Euro. Es gab sowohl einen Innenraum als auch oben ein Deck bei frischer Luft. Es war einfach nur toll und hat sich mehr als gelohnt.
Mit Sonnenuntergang ging es dann wieder zurück zum Hotel. Nochmal schnell alles gecheckt für morgen und dann ab ins Bett. Der Wecker sollte früh klingeln. Start war für mich aber erst um 12 Uhr.
Nervös, aufgeregt und freudig. An einem Wettkampftag bin ich immer recht aufgewühlt und verpeilt (im positiven Sinne). Ich aß zwei Scheiben Marmeladenbrot und eine Banane. Vom Veranstalter war es so kommuniziert, dass man eine Stunde vor dem Rennen da sein muss. Okay, dachte ich mir. Ich als überpünktlicher Mensch (meistens) bin früh genug losgefahren. Generell gab es drei Startblöcke. 10 Uhr, 11 Uhr und 12 Uhr waren die Startzeiten. Damit wollte der Veranstalter die Masse an Läuferinnen und Läufern entzerren. Man muss sich vorstellen, wenn über 2000 Menschen gleichzeitig starten, kann das gerade am Anfang zu einem Stau führen. Tatsächlich soll der Veranstalter aus den letzten Jahren gelernt haben und es dieses Mal anders machen wollen, erzählten andere Mitläufer mir. Das klappte auch super und war einfach richtig gut organisiert. Es gab vom Veranstalter im Voraus ein Dokument, bei der alle Informationen zu VPs, Startzeiten, Cut-Off-Zeiten, Strecke, ÖPNV Verbindungen usw. drin stand. Das war klasse gemacht und man wusste über alles Bescheid.
Als erstes fuhr ich zusammen mit Denise und Lea Richtung Eiffelturm. An der Station „Champ de Mars Tour Eiffel“ sollte ich dann den Regionalzug nehmen. Die Ankunft und Abfahrt des Zuges standen auch in dem Informationsdokument des Veranstalters. Am Bahnsteig standen auch schon einige Läuferinnen und Läufer. Das Ticket für die Fahrt mit dem Regionalzug hatte ich schon vorher erhalten und ist im Startgeld mit drinnen. Ich verabschiedete mich von den Mädels. Die wollten die Stadt erkunden und einen schönen Tag in Paris verbringen, während ich laufe.
Mit dem Zug war ich in ca. 35 min an der Bahnhaltestelle „Saint Quentin en Yvelines“. Von hier aus ging es dann direkt zu Shuttle-Bussen. Mit dem Bus sind wir dann ca. 5-10min zum Startbereich gefahren.
Ich war definitiv zu früh, sogar vor 11 Uhr angekommen. „Toll, was machst du denn jetzt eine Stunde hier?“.
Auf der kurzen Fahrt mit dem Shuttle-Bus saß ein Franzose neben mir. Wir unterhielten uns ganz nett und tauschten uns aus. Er hatte seinen Start um 11 Uhr. Ich fragte ihn, ob man auch die Möglichkeit hat, einfach früher zu starten. Die Frage konnte er mir nicht ganz beantworten, sagte mir aber, dass Franzosen sich nicht gerne an Regeln halten und ich es einfach mal probieren soll. Alles klar. Trotzdem fragte ich bei der Rennleitung vor Ort schnell nach, ob ich früher starten kann. Es sei kein Problem und ich könne es gerne machen. Das habe ich dann auch getan. Die Starts waren wellenartig. Der Veranstalter hat das super geregelt und zu keiner Zeit gab es, vor allem am Anfang, einen Stau auf dem Weg. Alle 10-15min startete eine kleine Gruppe an Läufern. Für mich ging es kurz nach 11 Uhr los. Vor Ort am Start gab es Toiletten (keine Chemietoiletten), Pissoirs, und die Möglichkeit, einen Beutel mit Kleidung usw. für das Ziel abzugeben. Im Startbereich gab es auch einen kleinen Verpflegungsstand, bei dem man Wasser auffüllen konnte und etwas Warmes zum Trinken (Tee und Kaffee) bekam.
Also ging es los für mich. Endlich. Bestimmt kennen einige dieses Gefühl. Die ganze Vorbereitung und das Training. Richtig viel Arbeit und Zeit. Jetzt steht man an der Startlinie und das Abenteuer kann losgehen. Einfach loslaufen.
Bevor ich komplett ins Rennen einsteige, eine kurze Vorstellung der Pflichtausrüstung.
Für das Rennen war es Pflicht, die auf dem Bild aufgeführten Sachen mitzunehmen. Das waren:
Zusätzlich hatte ich auch etwas Bargeld dabei für den Fall der Fälle. Ich bin mit den Salomon Slab Ultra 3 gelaufen und habe beim Lauf die Salomon Active Skin 8L Trail-Weste getragen.
In das Hauptfach der Weste kam ein kleiner Packsack rein, wo alle Gegenstände drinnen waren, die ich während des Laufs nicht gebraucht habe. So hat während des Laufens nichts gewackelt und gestört.
Ein Knallgeräusch. Ich voll im Fokus. Kurz durchatmen und es geht los. Im gemütlichen Schritt bin ich mit der kleinen Menge an Läuferinnen und Läufern losgelaufen. Es ging direkt über befestigte Waldwege um einen schönen See (Etang de Saint Quentin). Es war morgens noch etwas kühl, aber die Sonne schien. Der erste von vier Verpflegungspunkte war bei ca. km 24. Generell teile ich mir bei einer derartigen Distanz die Strecke in Abschnitte ein. Das große Ziel sind die 80 km. Das aufgeteilt in kleinere Abschnitte hilft dem Kopf und dem Körper enorm, vorwärts zu kommen. Wenn ich ständig und ununterbrochen an das große Ganze denke, werde ich unmotiviert sein und vielleicht im schlimmsten Fall an mir zweifeln. Gerade diese mentale Arbeit ist bei einem Ultra-Lauf enorm wichtig. Der Kopf muss einfach da sein. Jedoch ist das bei mir, und ich wage mal zu behaupten bei anderen, auch so, dass man erst „reinkommen“ muss. Die ersten 10 km musste ich erstmal mental ankommen und in diesen Flow-Zustand kommen. Ein Schritt nach dem anderen. Ich lief in einem für mich gemütlichen Tempo los. Nicht überpacen, dachte ich mir. Ab und zu gab es Abschnitte, bei denen ich etwas Gas gegeben habe. Die ersten 24 km vergingen ziemlich schnell, da die Strecke bis hierhin flach war und nur ab und an gab es einen recht knackigen und kurzen Anstieg. Da stehe ich also bei VP1 und bin richtig guter Dinge. Mein Ziel hatte ich bis hierhin erstmal übertroffen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen etwas langsamer zu sein, aber es lief irgendwie gut und die Strecke war abwechslungsreich und schön. Es ging auf diesem Abschnitt ab und an auch mal durch kleine Örtchen und dann wieder direkt auf einen Waldweg durch schöne Wälder. Bis zum VP1 war der Anteil an Natur ziemlich hoch und es machte einfach nur Spaß. Vor allem haben die Franzosen an der Strecke echt Stimmung gemacht. Man wurde immer wieder angefeuert und begrüßt.
Am ersten Verpflegungspunkt hielt ich mich nicht lange auf. Kurz einmal Wasser aufgefüllt. Mit trockenem Brot, zwei kleinen Stücken Apfel und Tuc Keksen im Becher verließ ich kauend die erste Verpflegungsstelle. Ich nahm mir auch die ersten Meter Zeit, um richtig zu essen und nicht direkt wieder voller Euphorie los zu sprinten.
Die VPs, an denen es Essen gab, hatten wirklich alles, was das Herz begehrt. Obst, Trockenfrüchte, Nüsse, Wasser mit und ohne Kohlensäure, Brot, Käse, Wurst, Brühe-Suppe mit kleinen Nudeln, Cola oder Tee. Die Auswahl war sehr groß und es waren überwiegend regionale Produkte aus Frankreich. Hier ist auch zu erwähnen, dass man unter anderem einen Becher für Essen und einen Becher für Trinken mitnehmen musste. Es wurden keine Plastikbecher ausgegeben. Alles war darauf fokussiert, möglichst wenig Müll zu produzieren. Von diesen Verpflegungsstellen gab es insgesamt drei Stück. Eine weitere VP hatte nur Wasser.
Guter Dinge schritt ich voran. Die Speicher gut gefüllt und mit Kraft in den Beinen. Mittlerweile wurde es auch schon wärmer. Die Temperaturen lagen jetzt bei 16 Grad. Puh. Ganz schön warm. Vor allem, wenn man immer nur bei kalten Temperaturen trainiert hat und es jetzt warm ist. Der Körper muss sich da auch dran gewöhnen. Ich schwitzte mir echt einen ab. Ich trank gut Wasser und nahm hin und wieder vorbeugend ein Gel zu mir. Ich habe die Gels von PowerBar dabei gehabt. Die vertrage ich persönlich ganz gut und der Vorteil ist auch, dass diese einen kleinen Anteil an Salz enthalten, was für die Elektrolyte, die man verliert, wichtig ist. Bei km 46 wäre der nächste VP. Eine Wasserstelle. Voller Fokus, dieses Ziel zu erreichen. Die Strecke wurde nach dem ersten VP welliger. Es ging immer wieder sehr knackig hoch und dann wieder weiter. Keine langen Anstiege. Aber dieses ständige Auf und Ab ist echt nicht zu unterschätzen. Ich wurde langsamer. Ich ließ mir Zeit. Bei einem Ultra kommen nun mal auch Phasen, bei denen man Tiefpunkte hat. 4 km vor dem zweiten VP lief leer. Ich hatte kein Tropfen Wasser mehr. Auf diesem Abschnitt habe ich richtig viel Wasser getrunken. Vielleicht lag es auch an der Salztablette, die ich zu mir nahm, um möglichen Krämpfen entgegen zu wirken. Ich kämpfte mich bis zu VP2 bei km 46 durch. An einem schönen Château war der VP2. Da musste man aber über einige Treppen erstmal hochlaufen. Ich war echt froh, dort angekommen zu sein. Ich füllte schnell alles auf. Von hier oben konnte man in der Ferne das Ziel sehen. Der Eiffelturm ragte in der Weite aus der Stadt heraus.
Das ist noch ein ganzes Stück. Aber ich sehe es ja schon. Also nicht schlappmachen und weiter geht’s. Ich lief weiter. Es ging erstmal runter in ein Örtchen und dann wieder hoch zum Observatoire de Paris. Mitten durch den Wald verlief der Weg. Mein nächstes Zwischenziel vor den Augen. Der dritte VP war bei km 56. Das sind ja nur 10 km bis dahin. Dann gibt es erstmal lecker Suppe! Also lief ich. Ich lief, wechselte aber auch ab und an ins Gehen. Dieser Abschnitt war eher ein „Run and Hike“. Es war aber okay. Ich akzeptierte, dass ich jetzt etwas ruhiger machen muss und hoffte, dass es wieder laufen wird. Einfach Vertrauen haben. Nach einigem Auf und Ab erreichte ich VP3 bei km 56. Ich packte mir direkt eine Brühe-Suppe mit kleinen Nudeln mit zwei Scheiben Brot und aß glücklich und zufrieden. Die Brühe belebte mich wieder. Ich spürte, wie mein Körper das Essen förmlich aufsaugte. Alles aufgefüllt und bevor es zu kalt wird, ging es für mich weiter. Generell habe ich versucht, nicht allzu viel Zeit an den Verpflegungsstellen zu verschwenden, aber mir die nötige Gelassenheit noch zu geben. Alles auffüllen, in Ruhe essen und etwas noch auf die Hand nehmen. Ich wollte vermeiden, abzukühlen und irgendwie zu versacken, denn dann wird es noch schwieriger, loszulaufen.
Wow. km 56. Noch 24 km bis zum Eiffelturm. Der nächste und letzte VP ist bei km 69. Also beißen und weiter.
Über das gesamte Rennen hinweg gab ich meiner Freundin zwischendurch per Sprachnachricht eine kurze Rückmeldung, wo ich war und wie es mir ging. Ganz kurz und knapp. Die beiden Mädels erkundeten die Stadt und teilten in meinem Profil auf Instagram (hasretsmovement) tolle Bilder mit kurzen Zwischenständen. Ich hatte ein Live-Tracking eingerichtet über Garmin Connect. So wussten die beiden, wo ich war und wann ich ungefähr ankommen würde.
So langsam ging die Sonne unter. Es dämmerte. Ich lief weiter. Ich hatte wieder Kraft und lief Richtung VP4. Mir ging es gut. Ich hatte ein gutes Gefühl. Ich habe es bis hierhin geschafft und den Rest schaffe ich auch noch, dachte ich mir. Als es dann dunkler wurde, setzte ich die Stirnlampe auf. Das Laufen durch die Dunkelheit habe ich schon oft gemacht. Man muss sich weitaus mehr konzentrieren und fokussiert sein. Die Markierungen waren reflektierend und ein Verlaufen war nahezu unmöglich. An der Stelle ist zu erwähnen, dass die Strecke absolut super markiert war. Jeder Abzweig oder jede Kurve war sichtbar markiert. Einfach klasse. Auch die Überquerungen von Straßen waren sehr gut geregelt. Hier standen immer freiwillige Helferinnen und Helfer, die die Autos anhielten, damit die Läuferinnen und Läufer sicher weiterlaufen konnten. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich wegen fahrenden Autos stehen bleiben musste. Großes Lob an der Stelle an diese Organisation!
Kurz vor VP4 lief ich durch den Parc de Saint-Cloud. Gerne hätte ich das im Hellen gesehen. Es ist ein 460 Hektar großer Schlosspark und bietet eine Menge Gartenkunst. Gartenkunst wollte ich jetzt aber nicht bestaunen, denn ich stand vor dem letzten knackigen Anstieg der Strecke. Dort oben wartete dann auch die vierte und letzte Verpflegungsstelle. Ich kämpfte mich hoch und kam bei km 69 bei VP4 an. Von weitem sah man durch die Bäume den leuchtenden Eiffelturm. 11 km sind es jetzt nur noch. Der Wahnsinn! Ich trank noch eine letzte leckere Brühe und ein Becher Cola und lief direkt weiter. Links von mir der Eiffelturm. Jetzt ging es nur noch runter. Downhill bis zum Fluss, der Seine. Jetzt kommt der Part, wo wir Trail-Läufer*innen etwas nicht so sehr mögen. Die nächsten 8 km sind asphaltiert. Es geht direkt am Fluss entlang.
Ich setzte mir Kopfhörer auf und hörte dreimal hintereinander „Highway to Hell“. Demnach ging das Tempo auch hoch. Woher kam jetzt diese Kraft? (Rhetorische Frage). Danach setzte ich die Kopfhörer doch ab. Irgendwie zu laut. Ich brauch jetzt wieder diese Ruhe. Ich schaute immer wieder zum Eiffelturm. Mal sah man ihn von weitem, wenn kein Gebäude im Weg war, und mal nicht. Der Eiffelturm hat oberhalb ein helles rotierendes Licht. Das sah man Himmel. Es motivierte enorm. Immer näher kam dieses prächtige Bauwerk. Gleich ist es geschafft.
Jetzt war es nicht mehr weit. Das Abenteuer findet gleich sein Ende. Wie schnell die Zeit vergangen ist. Ich war so im Moment und habe mich nur auf das konzentriert, was gerade passiert. Das große Ziel erreicht mit ganz viele Zwischenzielen. Jedes Zwischenziel war auch ein Erfolg für sich und gerade diese Betrachtungsweise finde ich beim Ultrarunning schön. Die letzten Meter zum Eiffelturm waren von der Kategorie: „Magisch und Unvergesslich“. Du musst dir einfach mal vorstellen – ein leuchtender gigantischer Turm. Die Wege abgesperrt. Eine Masse von Menschen in der Umgebung. Es wird geklatscht und gejubelt. Manche Touristen schauen auch total verwirrt und verstehen vielleicht nicht, was hier gerade abgeht. Es ist egal. Ich genieße es und bin total im Tunnel. Die Augen sind feucht. Ich suche mit den Augen nach Denise und Lea. Kurz bevor es in den abgesperrten Bereich geht, sehe ich die beiden. Zwei Freunde, die ebenfalls zufällig an diesem Wochenende in Paris waren, sind auch gekommen. Ich strahle und bin so froh, bekannte Gesichter zu sehen. Eine Umarmung und alle abklatschen. Jetzt aber ab in den ersten Stock vom Eiffelturm zur Ziellinie. Knapp 58 Hm geht es über die Treppen hoch. Stufe für Stufe und Schritt für Schritt. Oben angekommen, laufe ich durch die Ziellinie. Nach 10 h und 20 min beende ich gesund und erfolgreich den 15ten EcoTrail Paris.
Erleichterung und ein breites Grinsen breitet sich aus. Am Ziel gibt es Bier, Wasser, Cola und paar Snacks. Ich halte mich nicht zu lange hier oben auf. Denn es wurde schnell kalt. Ich zog meine lange Überhose und meine Windjacke, die ich dabeihatte, an. Mit dem Lift ging es dann runter. Um den Hals trug ich die schöne Finisher Medaille aus Holz.
Unten angekommen nahmen mich meine Supporter in Empfang. Meine Freundin gab mir direkt ein Croissant. Das hatte ich so gewollt. Ganz brav gab es auch direkt das Orthomol Sport Recovery Getränk noch dabei. Ich war überglücklich. Dann zog ich mir ein wärmeres Shirt an und wir verließen langsam den Bereich am Eiffelturm. Ich wollte jetzt einfach nur noch ins Hotel und warm duschen.
An der Schule in der Nähe vom Eiffelturm, wo man auch die Startunterlagen abholen konnte, gab es noch Snacks, Abendessen und Duschmöglichkeiten. Das Abendessen hätte man vorher buchen müssen. Für mich ging es ins Hotel. Ich aß noch ein belegtes Baguette, was ich mir auf dem Weg geholt hatte und duschte schön warm. Danach fiel ich ins Bett. An tiefen Schlaf war nicht zu denken. Mein Kopf musste einiges verarbeiten und die Beine waren ziemlich steif und schwer.
Der Tag danach sah so aus, dass ich erstmal in Bewegung kommen musste. Alles war steif. Sobald ich aber bisschen in Bewegung war, konnte ich langsam spazieren. Wir fuhren nochmal zum Eiffelturm und frühstückten lecker mit unseren Freunden. Es war herrlich. Leckerer Kaffee, Croissants und ein Omelett.
Danach setzten wir uns mit Blick auf dem Eiffelturm mit einem weiteren Kaffee an die Seine. Sonne tanken und genießen.
Gegen 14 Uhr fuhren wir dann wieder los Richtung Heimat: Köln. Im Gepäck hatten wir alle tolle Erlebnisse und Momente. Momente, die ich nie vergessen werden und auf die ich echt stolz bin. Diese schönen Erinnerungen bleiben auf ewig. Danke Paris. Danke EcoTrail!
Der EcoTrail Paris ist meiner Meinung nach ein sehr besonderer Lauf. Paris auf diese Art und Weise kennenzulernen war sehr beeindruckend. 92 % naturnahe Wege hatte der Veranstalter angegeben. Das kann ich zu 100 % bestätigen. Die Strecke war insgesamt sehr abwechslungsreich und gut laufbar. Überwiegend waren es schöne breite Waldwege. Ab und an gab es den ein oder anderen Single Trail, der dann auch echt schön war. Aber gerade diese Abwechslung und das urbane Trailrunning machen diesen Lauf so besonders. Eine klare Empfehlung meinerseits und wenn es nächstes Jahr terminlich passt würde ich den nochmal mitlaufen. Dann nochmal die 80 km oder doch mal kürzer und schneller? Mal sehen. Auswahl an Strecken gibt es genug!
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