Ein Abenteuerlauf, auf den man sich sehr gut vorbereiten und vor allem Lauferfahrung mitbringen sollte. Die Autonomie und die Höhe dieses Laufes sind nicht zu unterschätzen. Bei einem Abbruch sollte man alles dabei haben, um eine Nacht im Berg zu überleben. Dafür bekommt man aber ein kalkulierbares Risiko und vor allem Eindrücke und Erlebnisse, die einmalig sind. Man kann es aber auch nicht ganz so hart haben und 42 km + 26 km laufen. Dann sieht man wenigsten alles im Hellen.
Danach sollte man sich noch einen ganzen Tag für Marrakesch Zeit nehmen. Obwohl dieser Lauf mich mehr als gefordert hat, konnte ich ihn voll genießen (bis auf den letzten Anstieg) und die Bilder im Kopf haben sich tief eingebrannt. Meine Schuhe habe ich direkt da gelassen, nicht, dass sie kaputt waren, aber wenn man sieht, womit die marokkanischen Läufer unterwegs sind – unvorstellbar. Und wie Harald es so treffend geäußert hat “man muss auch mal was zurück geben.” Jetzt freut sich Ismail, der dritte vom 26 km Lauf über meine Schuhe. 

UTAT (Ultra Trail Atlas Toubkal) 2014

Distanzen zur Auswahl: 26km – 1.400 Hm / 42 km – 2.600 Hm (beide einzeln oder als Challenge
an zwei Tagen) / 105 km – 6.500 Hm
Start in Oukaïmeden / Marokko
Webseite: http://www.atlas-trail.com/
Bericht: Holger Lapp
Bilder: Holger Lapp / Oliver Binz

Es ist mehr als ein Lauf, es ist ein Abenteuer, auf das man sich einlässt, und man sollte schon vorher genau überlegen, ob man bereit ist.

Anreise

Die An- und Abreise in den Start- und Zielort Oukaïmeden erfolgt über Marrakesch 1 – 3 Tage vor dem Lauf. Nach Marrakesch fliegen einige Billigfluglinien. Der Transfer vom und zum Flughafen ist in
den Startgebühren inbegriffen. Wer mit Begleitung reist, hat zwei Möglichkeiten, die beide ungefähr das Gleiche kosten:
Variante 1:
Man meldet die Begleitung als Teilnehmer an, so kann auch die Begleitung alles nutzen (Unterkunft im Zelt, Essen, Transfer).
Variante 2:
Man reist auf eigene Kosten von Marrakesch an und organisiert sich in Oukaïmeden eine Unterkunft, z. B. im Gästehaus www.chezjuju.com

Unterkunft

Im Startpreis ist die Unterbringung im Zelt inbegriffen. Die Unterbringung im CAF (vergleichbar mit einer Jugendherberge) kostet extra und muss bei der Anmeldung mit gebucht werden. Das Chez JuJu ist eine Art Gästehaus mit Doppel- und Mehrbettzimmern mit eigenem oder Etagenbad.

Verpflegung

Teilnehmer bekommen jeweils das Abendessen und Frühstück für die gesamte Zeit vor Ort. Mittagessen kann man für ca. 10,- € im Ort.

Wichtige Infos

Der Lauf findet zu einem großen Teil über 2.500 m statt und es geht mehrmals über 3.000 m und einmal auf 3.660 m. D. h., die Laufzeit wird in die Länge gezogen und die Höhenkrankheit ist nicht ausgeschlossen. Das Klima ist so ganz anders. Die Sonne ist heiß, der Wind ist schon mal ziemlich kalt und stürmisch. Die vorgeschriebene Ausrüstung ist ein absolutes Muss, denn anders als sonst kannst du hier NICHT an jedem Checkpoint aussteigen. Wer nicht mehr kann, muss meistens übernachten an der Strecke und muss dann trotzdem weiter, zumindest bis zu einem gewissen Punkt, der wieder erreichbar ist.

Streckenverpflegung /-markierung

Man sollte sich beim Essen auf Autonom und beim Trinken auf ca. 8 – 10 h einstellen, dann kommt man hin. Es gibt nur drei Verpflegungsstellen mit Essen und Trinken und bei km 49 hab ich Bachwasser genommen, da es direkt vom Berg kam. Ich habe es vertragen. Bei der VP 2 und 3 gibt es alles, was man braucht. Die Strecke ist gut markiert und nachts noch einfacher zu finden als tagsüber, da die reflektierenden Punkte weithin zu sehen sind.

Der Lauf

Die Anreise erfolgte für Ina und mich bereits am Montagabend (der Lauf sollte Donnerstag sein) nach Marrakesch in ein Riad. Wir wollten den Lauf mit etwas Urlaub verbinden und tauchten so schon vor dem Lauf in eine andere Welt ab, bevor uns das Taxi am Mittwoch nach Oukaïmeden in das Hohe Atlas fuhr. Wir  hatten uns im Chez Ju Ju einquartiert. Ein Gästehaus, in dem wir ein Doppelzimmer mit Dusche und WC hatten. Alles ganz schlicht, aber sauber und ordentlich. Kostet ca. 63,-€ pro Nacht. Nach einem kleinen ernüchternden Akklimatisierungs-Spaziergang, man, war ich aus der Puste, ging es zum Tee auf die Sonnenterrasse und danach zur Abholung der Startunterlagen. Hier wurde alles genauestens kontrolliert, sogar die Kalorien wurden zusammengerechnet und die vorgeschriebenen Tabletten genauestens geprüft, und da mir ein langes Oberteil fehlte, musste ich nochmal zurück. Jetzt nach dem Lauf muss ich sagen, dass das mehr als richtig ist. Vor dem Zelt trafen wir dann auf Oliver Binz, den deutschen Ansprechpartner für diesen Lauf, dem schon der Kopf qualmte vor lauter Fragen seiner Reisetruppe.
Das Briefing am Abend wurde in französich und englisch (was man nicht so gut verstand) abgehalten. Für offene Fragen stand Oliver danach beim Abendessen zur Verfügung. Da ich aber erst am späten Nachmittag gegessen hatte und keine Fragen mehr hatte, ging es früh zurück und nach einer schlaflosen Nacht stand ich pünktlich mit den beiden Olivers am Start. Für den Lauf hatte ich mir nichts vorgenommen, außer gut durchzukommen und da das Tempo am Anfang super passte, blieb ich auch bei den beiden und kam gut in den Lauf rein. Eins fiel mir vom Start weg auf. Trockenheit. Immer zu hatte ich einen trockenen Mund und musste trinken, aber bis zur ersten VP sollte das kein Problem sein. Der Weg bis dahin führte uns einmal über die 3.000 m Marke und war größtenteils noch gut laufbar.
Bei der ersten VP wurde aufgefüllt, denn wir würden bis zur nächsten VP rund 8 h brauchen. Und so war es dann auch. Es ist nicht einfach zu kalkulieren, aber wer nicht hinkommt, muss am Bach auffüllen (wenn der denn Wasser hat) und eine Wasseraufbereitungstablette (vorgeschrieben) reinlegen oder bei geschäftstüchtigen Kindern was kaufen. Aber lieber mehr als 2,5 l mitnehmen.
Die Strecke verlief immer wieder durch Berberdörfer, wo die Leute noch zusammen mit ihrem Vieh mehr überleben als leben. Die Kinder empfingen uns freundlich und zeigten uns den Weg. Ein sehr skurilles Bild. Läufer mit Ausrüstung von fast 1000 € laufen durch diese Dörfer und die Kinder tragen nur alte löchrige Schuhe oder Schlappen und spielen mit Steinen.
Irgendwann nach 1/3 des Laufes sagte ich zu Oliver, dass egal, was jetzt noch kommt, sich dieser Lauf schon gelohnt und die Eindrücke sich tief eingebrannt hätten. Man wirkt in dieser Bergwelt noch kleiner als sonst.
Bei km 49 und am Checkpoint 4 füllte ich meine Flaschen mit Bachwasser auf, der Helfer meinte, hier wäre es sauber. Dann trennten wir uns, da ich mich nicht länger aufhalten und weiter wollte. Im Nachhinein erfuhr ich erst davon, dass Oliver K. Probleme hatte und aussteigen musste, aber ganz so einfach war das auch nicht. Das ist aber eine andere Geschichte.

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Austeigen bei diesem Lauf ist sowie so ganz schwierig. Meistens muss man irgendwo übernachten und am nächsten Tag weiter bis zu einem Punkt, an dem man abgeholt werden kann. Ich ging den Anstieg auf über 3.000 m an und es ging gut. Nach einem schönen Downhill und einem genialen Weg an einem Fluss entlang, erreichte ich die VP 2 bei km 68. Da ich wusste das es jetzt noch zwei lange Anstiege kommen würden, verpflegte ich mich richtig. OK, die Suppe musste ich mit meinen Salztabletten nachwürzen, aber ansonsten gab es wieder alles.
Nun folgte erst der Aufstieg bis auf 3.200 m, dann ein Abstieg auf 2.800 m und dann der lange harte Aufstieg auf 3.660 m. In der Mitte des Anstieges holte mich die Dunkelheit ein, aber zum Glück wurde es nicht wirklich kälter. Die Armlinge blieben meist unten. Erst kurz vor der Spitze hatte ich endlich wieder Handyempfang und konnte mich bei Ina melden. Was mir mehr Sorgen machte, war der nun folgende Abstieg von 1600 m auf nur 4 km. Seilpassage und dann in Serpetinen steil runter. Mit müden Beinen nicht einfach und so kam es zu einem Sturz, bei dem ich mir zum Glück nur ein paar kleine Schürfwunden zuzog und einen Stock einbüßen musste. Danach zog es sich noch ohne Ende, bis zur VP 3 in dem Ort Imlil. Ich hätte schwören können, dass dieser später war als 89 km, war er aber nicht. Ich war nur fertig.
Jeder, der jetzt denkt, nur noch 16 km, wird bei dem Blick auf das Höhenprofil eines Besseren belehrt. Von hieran braucht man nochmals 5 h. Also nahm ich dankend die Suppe und die Nudeln, füllte alles auf, packte Cola ein und aus dem Dropbag, welches wir jetzt bekamen, noch ein paar Gels. Die letzten km zogen sich und den letzten Anstieg hätte ich verfluchen können. Ich überholte aber noch 2 Teams, die am Ende ihrer Kräfte im Hang hingen, und schleppte mich, jetzt ohne Stöcke hoch.
Was für ein Bild. Am letzten höchsten Punkt wehten die marokkanischen Fahnen im Wind. Über mir alle Sterne aus Tausend und einer Nacht und ein letzter Downhill ins Tal. Leider hatte ich erst kurz vor dem Ziel Handyempfang und konnte Ina bescheid geben. Da sie aber nicht geschlafen hatte, stand sie kurz danach im Ziel. Nach 23 h und 22 min lief ich als erster Deutscher und als 34. von 110 Finishern ein. Beim Blick in den Sternenhimmel sah ich eine Sternschnuppe und wünschte mir…..

Ausrüstung

  • ASICS Fujji Attack 3
  • Trailshort 2in1
  • WRIGHTSOCK
  • Armlinge
  • Lupine Piko
  • High5 Gels und Iso
  • Datteln
  • Oatkings
  • Leki Traveller
  • SZIOLS Sportbrille (nächstes Mal noch zusätzlich klares Glas für die Nacht)
  • Buff / Kappe
  • Rucksack Salomon Advance 12l (zu klein)
Fazit von Holger

Ein Abenteuerlauf, auf den man sich sehr gut vorbereiten und vor allem Lauferfahrung mitbringen sollte. Die Autonomie und die Höhe dieses Laufes sind nicht zu unterschätzen. Bei einem Abbruch sollte man alles dabei haben, um eine Nacht im Berg zu überleben. Dafür bekommt man aber ein kalkulierbares Risiko und vor allem Eindrücke und Erlebnisse, die einmalig sind. Man kann es aber auch nicht ganz so hart haben und 42 km + 26 km laufen. Dann sieht man wenigsten alles im Hellen.
Danach sollte man sich noch einen ganzen Tag für Marrakesch Zeit nehmen. Obwohl dieser Lauf mich mehr als gefordert hat, konnte ich ihn voll genießen (bis auf den letzten Anstieg) und die Bilder im Kopf haben sich tief eingebrannt. Meine Schuhe habe ich direkt da gelassen, nicht, dass sie kaputt waren, aber wenn man sieht, womit die marokkanischen Läufer unterwegs sind – unvorstellbar. Und wie Harald es so treffend geäußert hat “man muss auch mal was zurück geben.” Jetzt freut sich Ismail, der dritte vom 26 km Lauf über meine Schuhe. 

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