TARgebuch - Transalpine Run 2021

Tag 1: Du bist das also
Es ist schon dunkel, als wir uns am 3. September das erste Mal sehen. Wir stehen uns in einem Hotelzimmer irgendwo oberhalb des Kleinwalsertals gegenüber. Wir, das sind Katrin und Pascal. „Mit Dir renne ich also nun acht Tage über die Berge…“ Kann man ja mal machen. Viel Zeit zum Kennenlernen bleibt uns nicht. In weniger als zwölf Stunden werden wir für als Team Trampelpfadlauf beim Transalpine Run starten. Was für eine bekloppte Idee!

Die letzten Wochen der Vorbereitung waren ein wenig holprig. Naja, eigentlich waren sie ziemlich beschissen. Katrin musste einen Last-Minute-Ersatz für Teampartnerin Lena finden. Und Pascals Laufpensum hatte zuletzt kaum den sonntäglichen Weg zum Bäcker eine Straße weiter überschritten, nachdem er im Juni seine geplante TAR-Teilnahme auf 2022 verschoben hatte. Aber hey, nun stehen wir hier. Machen wir das Beste draus, wir haben beide richtig Bock!

Viele Worte verlieren wir am späten Abend nicht, obwohl es genug zu besprechen gäbe. Wir haben in den nächsten Tagen ja gemeinsame Zeit. Viel Zeit. Jetzt ist Schlaf wichtiger. Am Ende war es sogar gut, dass wir nicht zusammen ins Kleinwalsertal gereist sind. Katrin war schon am Mittag da. Mit jeder Menge Running Shirts, Schlechtwetterkleidung, Schuhen, Riegeln, Gels, Getränken,… Mit Papa Uwe, der als Supporter, Chauffeur, Organisator und gute Seele die ganzen acht Tage dabei bleibt (danke dafür!). Aber ohne Personalausweis. Da geht kurz die Düse.

Ein Glück hatte Pascal seine bescheidene Vorbereitung durch einen All-Inclusive-Familienurlaub in der Woche vor dem Start gekrönt (Zur Ehrenrettung: Ich bin wenigstens einmal über den Feldberg ge…hmmm, nennen wir es „gewaufen“). Zurück nach Karlsruhe ging es am frühen Nachmittag. Eine Stunde später weiter auf die Autobahn Richtung Oberstdorf – inklusive kleinem Abstecher, um Katrins Perso einzusammeln.

Währenddessen bei Katrin: Nachdem der Perso Schock verdaut war geht’s zum Startnummern abholen und erste TAR-Stimmung aufsaugen. Die Plan B Mannschaft hat uns super nett empfangen,  der Rest von Katrins Familiy trudelt ein (ihr Bruder Tim ist auch mit seiner Lauf-Crew und 4 Teams am Start) und alle sind sofort im TAR-Fieber gefangen. Bei der ersten Pasta-Party wird gleich richtig zugeschlagen. Mega lecker – so kann das weiter gehen. Der Tag wird mit der offiziellen Begrüßung und dem Briefing für Etappe 1 abgerundet, nur Pascal ist noch nicht da. Ganz schön aufregend alles.

In Hirschegg stolpert Pascal als wirklich Allerletzter nach 19 Uhr in die Turnhalle zur Anmeldung. Das läuft wie am Schnürchen – dank der trotz des langen Tages superfreundlichen TAR-Crew (das glücklicherweise nicht ernst gemeinte „Du kommst heute nicht mehr dran“ vergessen wir an der Stelle mal): Bändchen für den Impfnachweis zuziehen, Startnummer, Streckeninfos und Transporttasche holen, bestätigen, dass man das freiwillig macht und niemand für mich haften wird – puh, ein Haufen Orga-Kram.

Im Hotelzimmer geht das direkt weiter. Vor dem Schlafen stopfen wir hochkonzentriert unsere Laufrucksäcke voll. Die Liste der Pflichtausrüstung ist lang: Sie beginnt bei den passenden Trail-Schuhen, geht über warme und regendichte Kleidung, Notfallausrüstung und eine Navigationsuhr bis zu mit der Startnummer beschrifteten Riegeln und Gels. Keine Kritik, das alles macht wirklich Sinn! Trotzdem sind wir nicht unglücklich, dass wenigstens die Grödel auf der ersten Etappe nicht mit müssen…

Tag 2: Wie soll das weitergehen?
Eigentlich war das ja klar. Eine unruhige Nacht, wenig Schlaf, die Mischung aus Nervosität und Vorfreude gewinnt. Nicht die beste Ausgangslage, um gleich auf die ersten knapp 32 Kilometer von Hirschegg nach Lech am Arlberg zu gehen. Aber vermutlich geht es nicht nur uns – Katrin und Pascal vom Team Trampelpfadlauf – heute so.

Es ist ein recht humaner Auftakt in eine harte Woche, denken wir uns beim Blick auf das heutige Profil. Wir nutzen die Autofahrt zur Startlinie für eine Taktik-Besprechung: Bloß nicht zu schnell angehen, nicht mitreißen lassen. Bergauf lieber schnell wandern als ineffektiv joggen. Puh, zumindest „auf dem Papier“ sind wir uns einig. Aber was das wert ist, muss sich erst zeigen. Erfahrene TAR-Teilnehmer warnen schließlich nicht ohne Grund, dass diese Tage selbst für gewachsene Teams zur Zerreißprobe werden können.

Gut eineinhalb Stunden vor dem Startschuss stehen wir nun da. Und lernen gleich Lektion 1: Egal wie warm der Tag wird, morgens ist es saukalt! Also besser so lange wie möglich wärmere Kleidung anlassen. Die Zeit bis zum Start verfliegt trotzdem schnell. Wir begrüßen das ein oder andere bekannte Gesicht (shoutout @Lisa und Markus, Christian und Philip, Leyla und Nina,…), genießen das traumhafte Berg-Panorama, treten nochmal aus (sehr wichtig, Lektion 2!) und schauen uns vor allem an, wer denn da noch so dabei ist.

Für Pascal ist der TAR das erste richtige Trail-Event, abgesehen von einem Halbmarathon vor Jahren. In den Bergen war er schon häufiger, aber eben nicht für Wettkämpfe. In der Vorbereitung war coronabedingt alles flachgefallen. Aber hey, warum nicht gleich mit der richtigen Challenge einsteigen?

Für Katrin ist der Start im Kleinwalsertal fast schon ein Heimspiel. Einmal im Jahr ist sie (mindestens) hier mit den Jungs und Mädels von Trampelpfadlauf bei den Trampelpfadtagen unterwegs.  Für das Team Trampelpfadlauf also ein idealer Startort.

Dann fällt der Startschuss, begleitet vom Klassiker „Highway to hell“, und es wird plötzlich ernst. Erstmal geht es einige Kilometer in Wellen durchs Tal, vorbei an Mittelberg. Wir folgen dem Plan, gehen es locker an. Im Anstieg durch das Gemsteltal bis hinauf zum Gemstelpass stecken wir in einer Gruppe fest. Das Tempo passt für uns, aber an Überholen wäre ohnehin nicht wirklich zu denken. Viel zu eng hier! Im Abstieg Richtung Hochtannbergpass läuft es gut – und puh, erste Erleichterung! Um das Zeitlimit an der Verpflegungsstelle müssen wir uns überhaupt keine Gedanken machen.

Hey, so kann’s weitergehen. Erstmal ein wenig bergab, Beine ausschütteln. Bis Kilometer 20 ist alles easy. Dort beginnt der zweite Anstieg des Tages hinauf zur Mohnenfluhscharte – und auf den brennt die Sonne am frühen Nachmittag. Bei Pascal ist plötzlich der Akku leer. Jeder Schritt fällt schwer. Zwei-, dreimal muss er um eine Pause bitten. „Shit, war das doch eine blöde Idee? Bin ich einfach nicht fit genug? Ernsthaft, auf der ersten Etappe? Ich kann Katrin doch nicht jetzt im Stich lassen!!!“

Katrin könnte schneller, das ist nicht zu übersehen. Drumherum leiden allerdings auch einige andere. Pascal quält sich schließlich über die Scharte. Leider wird es auch im steilen Downhill nach Lech kaum besser. Es ist mehr wandern als rennen angesagt. Der Kopf qualmt, die Frage nach dem Warum bestimmt die Gedanken. Die letzten fünf Kilometer dauern eine gefühlte Ewigkeit. Aber endlich ist es vorbei. Etappe 1 von 8. Kein Runners High, stattdessen Selbstzweifel bei Pascal. Wie soll das weitergehen?

Die Antwort ist simpel: Mit einer Dusche, der Pasta-Party und viel Schlaf. Morgen ist ein neuer Tag.

Tag 3: Geht doch!
Let’s run this! Team Trampelpfadlauf ist bereit, Pascals mentales Loch nach dem frustrierenden Ende der ersten Etappe ist überstanden. Die Blackroll, ein gemütliches Bett und ein gutes Frühstück bewirken eben doch Wunder. Also steht er zusammen mit Katrin um 8.30 Uhr im zweiten Startblock. Heute steht die kürzeste Etappe auf dem Plan, auch das Profil ist vergleichsweise harmlos. Es geht von Lech nach St. Anton am Arlberg, mit zwei längeren Anstiegen auf insgesamt 29 Kilometern.

Nach den Erfahrungen von gestern bleibt die Taktik gleich: Konservativ reingehen, Kräfte sparen, jeden noch so kleinen Anstieg lieber schnell wandern. Lange dauert es heute ohnehin nicht, bis es rauf geht. Nach kaum einem Kilometer stehen wir im Stau: Aus dem breiten Forstweg wird ein schmaler Trail durch Bäume und Sträucher. Mehr als 800 Höhenmeter geht es hinauf zum Rüfikopf. Wie gestern stecken wir mitten im Pulk, passen uns dem Tempo an.

Mit ein wenig Abstand hat Pascal eine Lektion (Counter springt auf 3) aus der ersten Etappe mitgenommen: „Schau öfter auf die Uhr!“ Weil er vermutet (oder wenigstens hofft), dass er sich das Leistungsloch durch unregelmäßiges Essen und Trinken selbst gegraben hatte, geht es ab heute strikt nach Plan. Trinken alle 15 Minuten, Riegel alle 45. Die geile Umgebung und die vielen Eindrücke verleiten zu sehr, das zu vergessen. Deshalb erinnern wir uns nun auch regelmäßig gegenseitig daran. „Iss jetzt gefälligst!“ Umgekehrtes Diätcoaching.

Die nächste Lektion (Bing – 4) gibt’s noch auf den ersten Kilometern: Vor allem Katrins Motor braucht ein wenig, ehe er warmgelaufen ist. Und warm ist auf der Schattenseite des Berges am frühen Morgen wörtlich zu verstehen. Das ist für Pascal nach dem Vortag gar nicht so schlecht. Einerseits weil er nicht gleich wieder das Gefühl hat, der Bremsklotz an Katrins Bein zu sein. Andererseits weil so der erste Berg für ihn wie aktive Erholung wirkt. Yeah, jetzt macht es Spaß!

Inmitten einer steinigen Wüste in praller Sonne kündigen die Kamerafallen der Fotografen an, dass der höchste Punkt bald erreicht ist. Ein paar Zuschauer gibt’s gratis dazu – inklusive der Scherzkeks-Fraktion: „Hey, es heißt doch Transalpine Run, nicht Transalpine Walk!“ Aber sagt mal, seid ihr etwa mit der Seilbahn…? Wir schnaufen kurz durch, schießen ein Erinnerungsfoto mit Bergpanorama und verpacken die warmen Klamotten. Dann lassen wir es fliegen.

Es geht gut zehn Kilometer vor allem bergab, meist über breite Wartungswege, teils leider über Asphalt. Nach fast 16 Kilometern wartet die erste Verpflegungsstation. Leute, über das Thema könnten wir einen Roman schreiben. Das macht die TAR-Crew wirklich perfekt. Große Auswahl, alles verträglich, oft kleine Goodies (mehr dazu an einem anderen Tag). Kurz gesagt: Es lohnt sich, ein paar Sekunden mehr zu investieren. Pascal futtert Wassermelone mit Salz, ein paar Nüsse, Brot. Dazu viel Iso und Wasser.

Von hier ab geht es zurück auf schöne Trails bis zum Anstieg Richtung Ulmer Hütte. So ganz abgehakt ist bei Pascal Tag 1 nicht, im Hinterkopf schwirrt die Sorge, wieder einzubrechen. Die ist aber zum Glück völlig unbegründet. Heute läuft es bei ihm sogar ein bisschen besser als bei Katrin. Über schmale Pfade und später steile Forstweg-Rampen geht es hoch ins Skigebiet (über dessen optischen Charme verlieren wir nun keine Worte, aber die Gipfel außenrum sind toll!). Team Trampelpfadlauf kassiert einige Konkurrenten, das steigert die Motivation.

Runter geht es über wunderschöne Trails, erst im offenen Gelände, dann durch kleinere Sträucher, schließlich über viel Wurzelwerk. Und was sollen wir sagen? Wir sind frisch als wären wir eben erst gestartet! Das Adrenalin kickt rein, wir sammeln ein Team nach dem anderen ein, machen richtig Tempo. Unterm Strich sind wir nicht besser platziert als gestern, auf Platz 192. Aber die Renneinteilung war offenbar um Welten besser – und damit das Gefühl im Ziel.
Besonders wichtig ist aber: Wir haben uns als Team eingegroovt. Es passt – bergauf, bergab, sogar im Flachen. Mal ist Katrin ein wenig stärker, mal Pascal. Aber keiner muss sich deutlich bremsen…

Tag 4: Es gibt keine Pizza in Ischgl
Heute juckt es schon beim Aufwachen in den Füßen! Es geht raus aus Skigebieten und weg von lift-erreichbaren Anstiegen. Die Route führt tief in die Berge, von St. Anton nach Galtür. Es ist nicht die längste Etappe, aber was das Verhältnis von Entfernung zu Höhenmetern angeht die schwerste. Warum hat Team Trampelpfadlauf mit Katrin und Pascal ausgerechnet darauf soviel Bock? Lektion 5: Wir sind sicher nicht die konditionell stärksten und im Flachen schnellsten, aber je technischer das Gelände, desto besser läuft es für uns. Glauben wir…

Der Einstieg ist trotzdem wieder zäh. Breite Forstwege, moderate Steigung, Katrins Warm-Up-Phase. Die ersten 700 Höhenmeter bis zum Kartell-Stausee sind für unseren Geschmack was den Untergrund angeht zu einfach.T0410 Zum Glück haben wir noch genug zu reden, wir kennen uns schließlich kaum. Tja und dann stecken wir völlig unvermittelt im Berg-Paradies. Unterhalb der 3.148 Meter hohen Kuchenspitze taucht die Darmstädter Hütte auf. Eingebettet in schneebedeckte Gipfel. Davor eine kleine Blumenwiese, ein kleiner See mit einem Boot, eine Rinne mit Wasserrad – langsame Bildschnitte, sanfte Klaviermusik.

Peng! Jetzt müssen wir die Seifenblase platzen lassen. Ins Bild rückt die Verpflegungsstation mit der geballten Läuferschar. Das stört die Idylle natürlich ein wenig. Wir stoppen nur kurz. Offenbar sind wir am Ende des zweiten Startblocks, also um Platz 190. Dafür spüren wir die mehr als 1.000 Höhenmeter in den Beinen kaum. Katrin ist ohnehin ein Perpetuum Mobile mit starkem Willen. Wenn sie einmal läuft, ist sie kaum zu stoppen. Tja und bei Pascal läuft es tatsächlich von Tag zu Tag besser.

Von hier ab geht es über Geröllfelder. Und eine kurze Schneepassage. Die Grödel hatte Streckenguru Martin Hafenmair beim Briefing am Vorabend trotzdem nicht vorgeschrieben. Schon ein bisschen traurig. Dafür wartet kurz vor der Querung des Kuchenhöchli eine seilgesicherte Passage, inklusive Stau. „Das ist das ,Alpine’ in ,Transalpine’“, scherzt TAR-Rekordteilnehmer Holger Schulze direkt vor uns. Oben ein Fotostopp, dann nix wie runter ins nächste Tal.

Auf solchen Passagen sprechen wir wenig. Es ist schwierig. Das Gestein auf den Wegen ist lose. Vertrauen ins Material ist gefragt und in den eigenen Schritt. Wir sind voll in unserem Element, hier fühlen wir Flachlandtiroler uns pudelwohl. Klingt komisch, is aber so.
An die notwendige Konzentration muss uns keiner erinnern. Tut es aber unfreiwillig doch. Ins Tal biegt ein Rettungshubschrauber ein, einige Meter unter uns nähert er sich dem Hang. Er setzt einen Sanitäter ab, der sich um einen gestürzten Teilnehmer kümmert. Gute Besserung!

Wir kommen heil unten an, Pascal füllt eine seiner Flasks im Bach nach. Bis zur nächsten Verpflegung dauert es und die September-Sonne brennt schon wieder erbarmungslos ins Tal. Wieder geht es über Forstwege. Irgendwann erreichen wir ein Gatter. Drüberklettern, auf keinen Fall öffnen, hat Martin angeordnet. Zu Befehl, Chef!

Dann zieht sich der Anstieg. Nein, er ziiiiiieht sich. Wir sind weit über 2.000 Meter hoch. Die Landschaft ist karg, die Luft ein wenig dünner, aber die Beine gut. Wir holen wieder auf, alle außenrum schnaufen kräftig. Wann sind wir endlich oben??? Laut Abgleich der Laufuhr mit dem angekündigten Profil vor minus 200 Höhenmetern. Seltsam.

Für die zweite Luft sorgt Martin, der am höchsten Punkt wartet – seine Kuhglocke ist schon aus der Entfernung zu hören. Dabei hat er eine Dame aus der Medical Crew, die allen genau ins Gesicht schaut, bereit einzugreifen, falls jemand sich übernimmt. Für uns geht der Daumen hoch. „Gut seht ihr aus.“ Danke, so fühlen wir uns auch! Wir sind längst wieder im Runners High. Bis zur Verpflegung schütteln wir die Beine aus. Dann gibt es Kuchen und Tortellini – yeah!

Am Ende eines kurzen Gegenanstiegs leuchtet uns auch noch die pinke Perücke eines verrückten, aber saucoolen TAR-Begleiters entgegen. Mit dem Rad hat er wie jeden Tag das halbe Alkohol-Sortiment eines Getränkeladens den Berg rauf geschafft: VP Schnaps ist erreicht (checkt seinen gleichnamigen Instagram-Account)! Wir verzichten zwar, Zusatzmotivation bringt das trotzdem. Danke dafür!

Die letzten Kilometer führen zwischen den Lawinenfängern runter nach Galtür. Im Anstieg hatten wir uns abgewechselt, nun gibt Pascal das Tempo wieder vor. Und endlich sind wir im Dorf und am Ziel. Oder doch nicht? Die letzte Gemeinheit des Tages wartet auf den finalen 100 Metern: Es geht nochmal bergauf! Wtf? Aber hey, unser Gefühl hatte uns nicht getäuscht! Die Etappe lag uns, wir sind auf Platz 165 reingekommen.

Dafür lassen wir ausnahmsweise die Pasta-Party sausen. Wir fahren nach Ischgl, dort ist unser Hotel. Ein Fehler. Also nicht das Hotel. Sondern der naive Gedanke, dass sich schon irgendwo eine Pizza auftreiben lässt. Das gestaltet sich schwerer als die Etappe. Der Ort hat zwischen Sommer- und Wintersaison die Schoten dicht gemacht. Wir irren durch verlassene Straßen und stehen vor verschlossenen Stuben, bis wir irgendwann endlich satt werden. Lektion 6: Verlass dich lieber auf die jeden Tag gute Verpflegung bei den Pasta-Partys!

Dann geht es in die Abendroutine, die nach den ersten fast 100 Alpen-Kilometern in drei Tagen wirklich wichtig ist: Klamotten rauslegen, Rucksack packen, Streckenplan anschauen, Social Media kurz pflegen, Massagepistole (Katrin) oder Blackroll (Pascal) – und am allerwichtigsten: Gute Nacht!

Tag 5: Marathonis
Heute heißt es Servus Österreich und Grüezi Schweiz. Vor diesem Tag haben wir vom Team Trampelpfadlauf ehrlich gesagt mächtig Respekt. Nach drei harten Etappen geht es zum ersten Mal über die Marathon-Distanz, von Galtür nach Klosters. Aber viel schlimmer für uns: Die ersten zehn Kilometer sind vergleichsweise flach, teilweise führen sie sogar über den Asphalt einer Landstraße. Bäh. Streckenchef Martin hatte sich dafür schon vorher entschuldigt. „Man glaubt es kaum, aber es gibt in den Alpen leider noch immer Ecken ohne Trails!“

Was Pascal allerdings heute deutlich mehr beschäftigt: Gestern hat sich das Profil seiner relativ neuen Trail-Schuhe an mehreren Stellen gelöst. Offenbar waren die der Dauerbelastung nicht gewachsen. Weil sie ihn bisher ohne Blasen oder größere Rutscher über die ausgesetzten und steilen Trails gebracht haben, setzt er trotzdem auf sie. Das Ersatz-Paar bleibt erst einmal in der Tasche (Lektion 7: Nehmt trotzdem auf jeden Fall eines mit, man weiß nie, was passiert!)

Jetzt also erst einmal hoch zum Silvretta-Stausee. Asphalt, Forstwege. Viele sind relativ flott unterwegs, wir machen kaum Höhenmeter. Wir bleiben bei unserer Taktik und finden uns entsprechend schnell am Ende der Läuferschlange aus unserem Startblock wieder. In den Serpentinen hoch zum Stausee sehen wir von hinten die ersten aus Block 3 ranrauschen (die in der Gesamtwertung eigentlich deutlich hinter uns liegen). Aber das soll uns nicht aus der Ruhe bringen. Es ist bis jetzt nicht unser Geläuf.

An der ersten Verpflegung treffen wir auf hungrige Pferde. Und auf Philip und Leyla. Die beiden waren eigentlich in unterschiedlichen Teams unterwegs. Sie haben sich aber entschieden, neu zu mischen, weil die Leistungsunterschiede zwischen den Teampartnern einfach zu groß waren. Jetzt wollen sie außerhalb der Wertung zu Ende laufen. Möglich ist das, verständlich auch. Aber natürlich  schade nach vielen Monaten Vorbereitung. Umso froher sind wir, dass es bei uns trotz Spontan-Teambildung so gut passt!

Die Strecke wird jetzt wilder, die Trails technischer. Und sofort holen wir auf. Meist geht das trotz schmaler Pfade reibungslos. Ein kurzer Hinweis und wir können passieren. Als es zum ersten Mal richtig steil wird, sind schon 15 Kilometer rum. Dafür windet sich nun ein herrlicher Trail mit sensationellen Ausblicken rauf zum Hochmadererjoch. Wir finden eine gute Gruppe, hängen uns an zwei Mädels aus den Niederlanden, die wir kurz vor der Passage auch hinter uns lassen. Immer wieder bleibt trotz der Anstrengung Zeit für ein kleines Gespräch mit Mitgliedern der TAR-Family.

Die Route zieht sich nun über einen Höhenweg zur Tübinger Hütte, hoch am Ende eines Tals gelegen. Weil der Hüttenwirt dort – sagen wir es, wie es ist – die Scheiße seiner Gäste mit dem Hubschrauber ins Tal fliegen lassen muss, verlangt er von den TAR-Teilnehmern drei Euro fürs Klotür öffnen. Streckenchef Martin hatte auch das im Briefing am Vorabend angekündigt. Grinsend. Und ergänzt: „Scheißt ihm nicht vor die Hütte.“ Eh nicht. Aber Lektion 8 (die auch Lektion 1 hätte sein können): Taschentücher gehören nicht zur Pflichtausrüstung. Aber ihr braucht sie. Wirklich!

Gut die Hälfte der heutigen Distanz haben wir mittlerweile in den Beinen und es macht total Bock! Die Streckenkarten auf dem Handy brauchen wir nie. Die Markierungs-Crew macht Tag für Tag einen perfekten Job, auch beim Abzweig rauf zum Carnäirajoch und damit zur Schweizer Grenze. Der Weg runter ins Schlappintal ist vergleichsweise einfach, wir können Kopf und Beine entspannen bis wir zur letzten Verpflegungsstation mit Hot Dogs (!!!), Kuchen und musikalischer Begleitung kommen (ihr seid so geil, Mädels und Jungs aus der TAR-Crew!).

Bei uns beiden setzt das nochmal Kräfte frei. Im Aufstieg zum höchsten Punkt des Tages geben wir richtig Gas und sammeln noch einige Teams ein. Oben angekommen gibt es für Katrin den Ritterschlag – ein Schulterklopfen von Streckenchef Martin! Und einen phantastischen Panoramablick über die Bergketten und das tief im Tal zu erahnende Klosters.

Jetzt ist nochmal Konzentration gefragt – und die Hoffnung, dass Pascals Schuhe weiter halten. Der Downhill ist vor allem auf den ersten Kilometern ausgesetzt und anspruchsvoll. Für uns perfekt, genau da fühlen wir uns wieder wohl – und von der eigentlich zu erwartenden Müdigkeit in den Beinen spüren wir auch nichts. 1.300 Höhenmeter geht es innerhalb von gut sieben Kilometern runter. Noch eine Motivation gefällig? Im Ziel wartet die Pasta-Party. Eine Massage bei den Outdoor-Physios. Eine Waschmaschine in der Air-BnB-Unterkunft. Und die Aussicht auf einen „Ruhetag“, denn morgen stehen „nur“ acht Kilometer Bergsprint auf dem Programm.

Und was sollen wir sagen? Am Ende kriegen wir sogar Schwarz auf Weiß, dass es bei uns immer besser läuft. Platz 151! Dafür folgt in der großen Runde am Abend ein kleiner Dämpfer: Corona ist zurück. Der TAR endet in diesem Jahr nicht wie geplant nach acht Etappen, sondern schon nach sieben, weil wir in Prad am Stilfserjoch pandemiebedingt nicht auf die letzte Runde starten dürfen 🙁

Tag 6: Wenig zu gewinnen
Heute stehen knapp 900 Höhenmeter auf 8,5 Kilometern Distanz auf dem TAR-Streckenplan. Ruhetag also (nein, das ist nicht als Scherz gedacht!). Aktive Erholung im Vergleich zu den sonstigen Strapazen. Genau das ist jedenfalls der Plan von Team Trampelpfadlauf.

Eigentlich ist beim heutigen Bergsprint alles anders. Die Team-Regeln sind ausgesetzt. Man muss nicht wie sonst zusammen über die Zwischenzeit-Matten und die Ziellinie. Jeder darf auf eigene Rechnung laufen. Es gibt eine Einzelwertung. Uns ist das recht egal. Wir haben das kurz besprochen und bleiben dabei: Wir laufen den TAR zusammen – auch heute. Als Team können wir ohnehin kaum etwas gewinnen, dafür viel verlieren. Die Zeitunterschiede werden relativ klein, der Kraftwand wäre vermutlich unverhältnismäßig groß.

Also gehen wir total gelöst an den Start. Wellige fünf Kilometer am Berghang von Klosters aus, dann geht es in den knackigen Anstieg hinauf zur Bergstation der Madrisa-Seilbahn. Trotz gemütlichem Tempo tut sich Katrin heute schwer (Stichwort Motor warmlaufen). Im Steilen tritt Pascal zusätzlich auf seine Bremse. Es geht vor allem durch schattige Waldstücke, teils über Wurzelwerk. Manchmal sind die Wege etwas breiter. Nach gut eineinhalb Stunden ist schon alles vorbei. Sofort raus aus Schuhen und Socken, rein in die Badelatschen (Lektion 9).

So mischen wir uns zur Mittagszeit unter die Finisher an der Bergstation. Und endlich haben wir einmal die Chance, die Läuferinnen und Läufer zu sehen, die normal längst unter der Dusche stehen, während wir kaum die Hälfte der Tagesdistanz hinter uns haben. Die Spitze startet beim Bergsprint ganz zum Schluss. Und klar, für diese Jungs und Mädels ist „Sprint“ wörtlich zu nehmen. Wahnsinn in welchem Tempo die den Berg hochballern! Let’s give a round of applause…

Trotzdem müssen wir uns auf uns konzentrieren. Die Pasta-Party steigt in der Bergstation. Das Briefing für die fast 50 Kilometer lange Etappe morgen gab es schon gestern. Schon am frühen Nachmittag sitzen wir in der Seilbahn, die Unterkunft liegt nur wenige Schritte von der Talstation entfernt.

Irgendwie fühlt sich das weird an. In den vergangenen Tagen waren wir um die Zeit noch irgendwo tief in den Bergen. Und jetzt? Hocken wir auf einem Sofa. In einem Zimmer. In Jogginghosen. Was machen wir nur mit der ganzen Zeit? Da ist wahrscheinlich jeder ein wenig anders. Lektion 10: Macht das, was immer euch gut tut.

Katrin fährt mit Papa Uwe zurück zum Start- und Zielbereich, sie hat nochmal eine Massage gebucht. Pascal videofoniert mal etwas länger mit Frau und Kids. Schnappt sich ein Buch. Und döst am frühen Nachmittag auf dem Balkon ein. Vermutlich ist auch das nicht die völlig falsche Strategie (wenn auch eher ungeplant). Abends kocht Team Trampelpfadlauf. Na was wohl? Nudeln 😀 Das geht schließlich immer.

Die Energie werden wir sowas von brauchen – schließlich stehen in den nächsten beiden Tagen fast 100 Kilometer und 5.000 Höhenmeter auf dem Streckenplan…holy sh…

Tag 7: Fliegende Kühe
Boah ist das früh. Und kalt! Bis heute waren die Startzeiten ja wirklich human. Heute stehen Katrin und Pascal vom Team Trampelpfadlauf schon um 6.30 Uhr an der bibberkalten Startlinie der sechsten Etappe des Transalpine Run. Es brennen sogar noch die Flutlichter. Leute, warum tun wir uns das an?? Ne, Spaß. Diese Fragen stellt sich an Tag 6 wirklich keiner mehr!

Heute wird es ein richtig langes Ding, fast 47 Kilometer sind von Klosters nach Scoul angekündigt. Das Profil allerdings ist zweigeteilt. Bis Kilometer 20 geht es fast ausschließlich nach oben bis zur 2.759 Meter hohen Fuorcla Zadrell. Der Rest der Strecke ist wellig und führt langsam nach unten bis ins Ziel.

Die ersten Kilometer führen wieder einmal über Forstwege durchs Tal – leicht ansteigend, in den meisten Passagen „laufbar“. Unsere Laune ist eher mittelgut. Nach einer knappen Stunde wechselt die Optik und das Grinsen kehrt zurück. Es geht auf Trails, teils ist es matschig von kleinen Bächen und der Kälte der Nacht. Der Wettergott bleibt aber ein Fan des TAR 21: Sonne satt, kein Regen oder gar Schnee in Sicht. Ein Traum. (Lektion 11: Ein bisschen Glück gehört natürlich dazu) Nur schade, dass deshalb die Grödel noch immer ungeöffnet in der Tasche liegen…

Nach der ersten Verpflegungsstelle öffnet sich das Hochtal, am Ende sind schneebedeckte Gipfel zu erkennen. Wir kommen Schritt für Schritt besser in Tritt. Ein ganzes Stück weit sind wir in einer größeren Gruppe unterwegs, in der auch Philip und Leyla laufen. Wir folgen einem breiten Bach, gesäumt von spärlicher Vegetation, die von Kühen abgefressen wird. Was die wohl denken, wenn da ein paar hundert Spinner vorbeirennen?

Schwer zu sagen, die meisten haben ein ziemliches Pokerface. Bei einer Kuh haben wir allerdings eine starke Vermutung. Die steht mitten auf dem Weg an einem Steilstück – wie ein Korken in einer Weinflasche. Für uns dahinter geht nix mehr, vorbeiquetschen ist unmöglich. Dummerweise fühlt sich auch die Kuh unwohl. Sie springt auf einen kleinen Vorsprung oberhalb des Weges und kommt kurz ins Rutschen. Da geht uns heftig die Pumpe! Einer fliegenden Kuh wollen wir wirklich nicht begegnen. Dass wir nun hier schreiben verrät aber schon: Es geht alles gut. Die Kuh fängt sich, die Läufer ziehen vorbei.

Wenig später empfängt uns ein wegloses Geröllfeld. Herrlich! Hier können wir unsere Stärken ausspielen und lassen die Gruppe hinter uns. Die Scharte ist längst in Sicht. Am „Ruhetag“ hat Streckenguru Martin hier mit seiner Crew gearbeitet, um wenigstens die gröbsten Schwierigkeiten zu entfernen. Trotzdem bleibt es anspruchsvoll. Viele Steine sind lose, auch größere Brocken wackeln.

Downhill geht das genauso weiter. Und das wird Katrin fast zum Verhängnis. Sie bleibt an einem Stein hängen und schneidet sich am rechten Bein, das nun ziemlich blutet. Shit! Aber Glück im Unglück: Ein paar Meter weiter wartet die Medical Crew und versorgt Katrin notdürftig. Kurz schütteln und weiter geht’s…

Es geht hinab in ein entlegenes Tal und auf einem Forstweg zur Verpflegungsstation. Katrin zieht voll durch, dass die Verletzung sie behindert, lässt sie sich jedenfalls nicht anmerken. Ein knackiger, aber kurzer Anstieg bringt uns schließlich auf einen tollen Höhenweg. Auch wenn der im Profil flach aussieht, geht es es in Wahrheit ständig auf und ab. Das liegt Pascal nicht ganz so gut, wir nehmen ein wenig Tempo raus – auch weil noch rund 15 Kilometer bis zum Ziel bleiben.

Nach der dritten Verpflegung im malerischen Bergdorf Bos-Cha ist die Energie plötzlich wieder voll da (Lektion 12: solange genug Juice in der Muskulatur ist, lässt sich jedes Loch überwinden). Von hier ab ziehen wir durch. Geht es bergauf oder bergab, gibt Pascal meist das Tempo vor. Auf eher flachen Passagen zieht Katrin das Duo mit langen Schritten voran. Knapp unter neun Stunden erreichen wir als 152. das Ziel.

Wie verrückt ist das denn bitte? Vor einer Woche kannten wir uns persönlich noch gar nicht. Jetzt fehlt uns nur eine Etappe bis wir offiziell zu TAR-Bezwingern werden. So richtig glauben können wir das noch nicht. Heute müssen wir uns zum ersten Mal mit wirklichen Blessuren rumschlagen. Katrin lässt ihre Schnittwunde versorgen, Pascal eine Blase aufstechen. Aber hey, Kleinigkeiten. DAS wird uns sicher nicht aus dem Tritt bringen. Das Ziel ist nah. Naja, vergleichsweise. Gut 44 Kilometer und der höchste Punkt der TAR-Geschichte trennen uns noch davon…

Tag 8: Italienischer Western
Die Nacht hat gut getan. Schmerzfrei geht es für Team Trampelpfadlauf in die siebte und letzte Etappe des Transalpine Run 2021. Auch die Müdigkeit hält sich trotz der Strapazen in Grenzen. Ganz zum Schluss gibt’s für uns von Streckenchef Martin noch ein besonderes Schmankerl. Gleich zu Beginn geht es gut zehn Kilometer lang bergauf.

Wir finden schnell unseren Rhythmus. Der Anstieg ist sehr gleichmäßig, die Höhenmeter fliegen dahin. Weil es so gut läuft und die Schlange auf dem engen Pfad lang ist, verzichten wir sogar auf die erste Verpflegung an der Lischana Hütte und passieren nur schnell die Zeitnahme. Die Vegetationszone haben wir längst hinter uns gelassen. Es geht wieder einmal durch eine Steinwüste. Allerdings ohne große Schwierigkeiten oder Hindernisse.


Und dann sehen wir die letzte große Hürde direkt vor uns, fast 3.000 Meter über dem Meer. Oben schwingt Martin unermüdlich seine Kuhglocke, das lässt er sich heute nicht nehmen. Wenn er sagt, er sei stolz auf die Teilnehmer, dann nimmt man ihm das ab. Er sollte aber auch selbst stolz sein. Mit seinem Team hat er eine wirklich tolle Route zusammengestellt. Ganz klar: Wir stoppen hier für ein schnelles Selfie!

Von nun an geht es über ein Hochplateau. Eine Mondlandschaft umringt von wunderschönen Gipfeln. Die großen Hürden, die schwierigen Passagen – wir haben sie alle hinter uns gelassen. Das Finish in Prad ist scheinbar zum Greifen nah. Manchmal sind die scheinbar einfachsten Stücke aber auch die schwierigsten (Lektion 13)!

Vor allem für Pascal wird der Weg nach Prad nochmal zur mentalen Herausforderung. Das „Ausrollen“ ist anstrengend und zäh. Mehr als 2.000 Höhenmeter geht es von der Fuorcla da Rims bis nach Glurns bergab. Teilweise über steile Teils durch Wälder, aber auch über Asphalt. Die Knie schmerzen heftig, die mehr als 80 Kilo Körpergewicht machen sich bemerkbar. Und jetzt fliegen die Kilometer und die Stunden auch nicht mehr so dahin. „Lass mal ein Stück gehen…“

Zum Glück weiß Katrin mittlerweile, wie sie mit den Jammerphasen umgehen muss. Ignorieren. Sie joggt einfach weiter – und Pascal zieht mit. Im Tal wird die Laune dann auch wieder besser. Nichtmal drei Kilometer asphaltierter Radweg können daran etwas ändern. Es geht schließlich immer mal wieder ein bisschen bergauf. Das passt Pascal und seiner Muskulatur deutlich besser als Katrin – bitte mehr davon! Der Wunsch bleibt allerdings unerfüllt. Über ein paar wellige Trails kommen wir dem Ziel immer näher.

Und plötzlich queren wir eine Straße und stehen vor dem Eingang zur Westernstadt „Sacramento City“ vor den Toren von Prad. Hier endet der TAR coronabedingt in diesem Jahr. Hier gehen mehr als 235 Kilometer mit 13.400 Höhenmetern zu Ende. Einfach so. Bei Pascal ist der Kopf in diesem Moment total leer. Es gibt die Medaille. Wir haben es tatsächlich geschafft. Team Trampelpfadlauf ist TAR-Finisher 2021! Da ist sogar die Dreijährige beim Videocall sichtbar stolz auf Papa. Naja und froh, dass er jetzt endlich aus den „blöden Bergen“ zurückkommt.

Einige Zeit später sitzen wir frisch geduscht unter lauter glücklichen Menschen der geilen TAR-Family auf einer Bierbank. Die Finisher-Party steigt direkt hinter dem Zielbogen. Klar, eine Eskalation ist allein schon wegen Corona nicht drin. Aber ein bisschen feiern und den ganzen Pandemie-Scheiß für ein paar Minuten vergessen – das schon!

Den ersten Gänsehaut-Moment gibt es, als alle aufstehen und die letzte Teilnehmerin nach mehr als zwölf Stunden Laufzeit im Ziel begrüßen. Dann die Siegerehrungen und vor allem: Die Finisher-Shirts inklusive Gruppenfoto on stage! „Katrin, wir haben das wirklich geschafft!“ Sagen lässt sich das jetzt leicht – bis wir es realisieren, dauert es wohl noch ein Weilchen. Wesentlich kürzer ist trotz aller Schmerzen und der abgefallenen Last der Weg zu diesem Satz: „Wir waren hier nicht das letzte Mal dabei….“

To be continued…

 

 

Der komplette Weg zum Transalpine-Run 2022:

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