Transylvania 100 – 2014

Der 100 km Lauf ist sehr hart und im Vergleich zu Madeira muss man noch etwas Zeit draufpacken. Die 50 km sollen aber auch super sein. Die VPs sind klasse, alle sind freundlich und hilfsbereit. Mit Englisch kommt man in dieser Ecke von Rumänien sehr gut weiter und auch beim Lauf. Ich werde wiederkommen, zum Wandern oder vielleicht für die 50 km.

Name: Transylvania 100k
Distanzen: 50 und 100 km (seit 2018 auch weitere)
Website:https://www.transylvania100k.com/
Bilder: ©Trampelpfadlauf

Rumänien, ein Land, das unterschätzt wird. Holger durfte ein schönes Land, nette Menschen, gutes Essen und seinen härtesten Lauf erleben.

Durch den Hinweis von einem Freund bin ich auf den Lauf “Transylvania 100k” (http://www.transylvania100k.com/) aufmerksam geworden. Ein Ultratraillauf über 100 Kilometern mit über 6.000 Höhenmetern im Anstieg und dasselbe auch wieder runter. Start und Ziel sollten am Fuße des Schlosses Bran sein, das auch als Dracula-Schloss bekannt ist. Das alles hatte direkt mein Interesse geweckt – oder hier würde der Spruch “Blut geleckt” besser passen. Rumänien ist ein Land, für das ich mich vorher nur sehr wenig interessiert hatte und noch weniger wusste, nur die üblichen Vorurteile waren mir bekannt. Aber diese wurden ziemlich schnell ausgeräumt. Durch meine Werbung für den Lauf in den sozialen Medien wurden schnell noch weitere Läufer aus Deutschland und Belgien auf diesen Lauf aufmerksam und so reiste ich mit den beiden belgischen Ultratrailläufern Arno Lux und Stephan Peters in ein Abenteuer.

Die Anreise über Brüssel nach Bukarest und weiter nach Bran verlief problemlos. Die gebuchte Unterkunft “The Guesthouse Bran” war ein absoluter Glücksgriff. Sauber, freundlich super Service und klasse Verpflegung.

Freitagabend versammelte sich die kleine Läufergemeinde in der Turnhalle von Bran. Die Anzahl der Teilnehmer verteilte sich in gleichen Teilen auf die 100- und 50-Kilometer-Strecke. Die Teilnehmer kamen überwiegend aus Rumänien, Deutschland und England. Alle waren gespannt, denn erst Anfang der Woche hatte es in den Karpaten wieder geschneit und es hieß, wir müssten eine andere Strecke laufen.

Das Orgateam um Andy Heading hatte die letzten zwei Tage kaum geschlafen und für uns die neuen Strecken erkundet, markiert und in letzter Minute noch Karten drucken lassen.

Noch eine Besonderheit wartete auf die Teilnehmer. Jeder wurde mit einer Trillerpfeife ausgestattet, die im Wald unbedingt permanent zu benutzen wäre. Denn nur so könnten die häufig vorkommenden Bären ferngehalten werden. Für uns war das schon merkwürdig, gerade im Wald Krach zu machen, ist das doch genau das, was wir bei uns nicht machen sollten. Dass es aber keinenfalls falsch war, zeigt die Tatsache, dass ein Teilnehmer eine Bären-Begegnung hatte, die aber zum Glück ohne Probleme verlief.

Nach der Vorstellung der Strecke und der Besonderheiten wurden die Pflichtausrüstungen jedes Teilnehmers genauestens überprüft. Vorgeschrieben waren 500 g Notfallproviant, Erste- Hilfe-Set, Regenbekleidung, Handschuhe, Mütze, Handy, Notfalldecke, 1 l zu trinken, Kompass und Karte. So kamen schnell 5 kg zusammen.

Danach gab es in einem traditionellen Restaurant die Ciorba-Party. Ciorba ist eine regionale Gemüsesuppe. Aber das war nur die Vorspeise des kleinen, aber feinen Drei-Gänge-Menüs.

Danach ging es für mich ins Bett. Ich fühlte mich nicht fit und der wenige Schlaf vom Vortag wollte ausgeglichen werden.

Unser Vermieter John war extra früh aufgestanden, um mir und den anderen Läufern schon um 4:30 Uhr das Frühstück zu servieren.

So gestärkt ging es zum Start im Schatten des Schlosses Bran. Eine wunderschöne Kulisse. Der Start wurde von Vlad III. Drăculea gegeben und von der Angst, das man geköpft werden könnte, lief die kleine Meute los. Das Wetter war gut. Nicht zu kalt und trocken von oben, doch der Blick auf die Berge war noch verhangen.

Nach rund 2 km wurden die 50- und 100-km-Läufer getrennt und für die 100-km-Läufer ging es auf den ersten langen Anstieg.

Auf rund 8 Kilometern mussten 1400 Höhenmeter überwunden werden. Am Ende des Anstieges auf einer Höhe von 2200 m erwartet uns der Schnee der letzten Tage. Der Wind pfiff, aber die Aussicht auf die umliegenden Gipfel und ins Tal waren eine Entschädigung. Einige Schneefelder, die nicht ganz so harmlos waren, mussten überwunden werden.

Der Abstieg ging fast genauso steil wieder runter. Im Wald wechselte ich mich mit Stephan immer wieder ab und jeder machte mal den “Bär bleib Weg Lärm” mit seiner Pfeife. Es folgten mehrere kurze und heftige Auf- und Abstiege durch die Wälder, gespickt mit ein paar Bachdurchquerungen.

Das Wetter wurde zunehmend schlechter, Wind und Regen ließen die Temperaturen und die Stimmung sinken. Beim nächsten Verpflegungspunkt freute ich mich auf die warme Ciorba, wärmte mich auf, zog mir dann meine Kapuze über den Kopf und auf ging es in den Kampf gegen Regen und Wind. Kurz vor Kilometer 30 kam nochmal die Sonne raus, trocknete uns, nur damit wir uns beim kommenden Anstieg wieder nass schwitzen konnten.

Denn jetzt stand der zweite lange Anstieg an. Mit 1100 Höhenmetern auf nur 5 km war er noch etwas steiler als der erste. Zudem gab es wieder Schnee auf dem Gipfel. Im Tiefschnee laufen und immer wieder einzusinken ist enorm Kräfte zehrend. Die Anstiege nutzte ich immer wieder, um mich zu Hause bei meiner Frau Ina per SMS zu melden. Denn die Familie war nicht mitgereist und fieberte zu Hause mit.

An dem Verpflegungspunkt bei km 35 waren schon 3.500 von 6.100 Höhenmetern geschafft. Jetzt wechselte ich die Socken und fühlte meine Speicher mit Tee, Bananen und Nüssen auf  und machte mich alleine weiter auf den Weg.

Der nächste Teil der Strecke war wieder ein Auf und Ab durch die Wälder und auf einer Hochebene. An zwei Stellen war ich froh mein Garmin Handheld zur Navigation dabei zu haben, denn ansonsten hätte ich den Weg nicht ganz so einfach gefunden.

Bei km 50 erreichte ich den Verpflegungspunkt am Stausee. Hier wagte ich eine erste vorsichtige Schätzung meiner Zielzeit auf 21 Stunden. Egal, Hauptsache gut durchkommen, war mein Gedanke. Von hieran und bis Kilometer 80 teilte ich mir den Weg mit Eckhardt, einem Ultraveteran aus Deutschland. Wir hatten Glück und konnten die letzten Ausblicke auf den Bucsa, einen der Berge der Transilvanischen Alpen, genießen – Bevor wir mit dem Sonnenuntergang den Abstieg angingen, wurden die Stirnlampen ausgepackt. Da sich bei Eckhardt Magenprobleme einstellten, trat ich die letzten 20 Kilometer alleine an. Klingt nach nicht viel, aber es kamen nochmal 700 Höhenmeter und ein langer Anstieg zum “Withe Stones”. Hie roben angekommen, waren alle Müdigkeit wie weggeblasen, das Adrenalin stieg, ich würde es schaffen, nur noch zwei kleine Anstiege und dann runter ins Tal. Den Downhill konnte ich dann noch mal genießen und gab alles. Ich freute mich, dass es nur noch runter gehen würde. In Bran angekommen, wurde ich dann von einem sehr unfreundlichen Hund empfangen, der aber schnell abzog, als ich mich ihm brüllend und mit meinen Stöcken bewaffnet entgegenstellte.

Jetzt nur noch wenige Meter.

Am Eingang zum Schlosspark empfing mich Andy, der Veranstalter, und lief ein paar Meter mit mir, um mir den Weg zu weisen. Es ging noch mal einige Meter die Rampe zur Burg hoch, die letzten Treppen und dann war es geschafft. Nach 20 Stunden und 30 Minuten finishte ich, bekam eine handgemachte Holzmedaille, die daheim schon aufgrund ihrer Einzigartigkeit einen Ehrenplatz bekam, und einen warmen Tee.  Aufatmen zu Hause bei meiner Frau, als sie erfuhr, dass ich mal wieder einen Ultratrail gemeistert hatte. Dann erfuhr ich, dass ich das Rennen als Fünfter in der Gesamtwertung gemeistert hatte.

Anreise:

von Deutschland oder Belgien nach Bukarest für rund 100 – 140 EUR von dort mit dem Mietwagen ca. 3 h bis nach Bran. Die Straßen sind gut, aber da es nur Landstraßen sind, kommt man nicht ganz so schnell vorwärts.

Übernachtung:

The Guesthouse Bran, liegt nur 300 m vom Start / Ziel weg und bietet einen super Service und ist absolut empfehlenswert. Für 33 EUR kommt man im Einzelzimmer mit Frühstück unter.

Holgers Fazit
Der 100 km Lauf ist sehr hart und im Vergleich zu Madeira muss man noch etwas Zeit draufpacken. Die 50 km sollen aber auch super sein. Die VPs sind klasse, alle sind freundlich und hilfsbereit. Mit Englisch kommt man in dieser Ecke von Rumänien sehr gut weiter und auch beim Lauf. Ich werde wiederkommen, zum Wandern oder vielleicht für die 50 km..

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